Autor: Andreas Huth

„Die große Zahl der Katholiken in Friedrichsberg und Umgebung und die weite Entfernung von der St.-Pius-Kirche, (…) machte die Errichtung eines neuen Gotteshauses und die Bildung einer katholischen Gemeinde notwendig“, so der Wortlaut der Stiftungsurkunde der Kirchengemeinde St. Mauritius vor 125 Jahren. Friedrichsberg lag damals außerhalb Berlins zwischen dem Friedrichshain und dem Dorf Lichtenberg. Seine Einwohnerzahl vervielfachte sich innerhalb weniger Jahre. Ein Ende war nicht absehbar.

Auch wenn 125 Jahre für die Geschichte der Kirche insgesamt eine eher kurze Zeitspanne sind, so ist es für die Geschichtsschreibung einer Kirchengemeinde in Berlin eine außerordentlich lange Zeit. Dies betonte Weihbischof Dr. Matthias Heinrich in seiner Predigt beim Festgottesdienst. Wer sich mit der Geschichte der katholischen Kirchengemeinde nahe der Frankfurter Allee beschäftigt, stellt sehr schnell fest, dass diese alles andere als ruhig und gemächlich verlief. Dies zeigte auf beeindruckende Art und Weise ein Festvortrag, den Frau Professor Dr. Claudia Tiersch, die selbst zur Gemeinde gehört, über die 125-jährige Geschichte von St. Mauritius hielt. Seit der Zeit des Deutschen Kaiserreichs bis in die letzten Dekaden, in der nunmehrigen Bundeshauptstadt – nie konnte sich die Gemeinde auf einer wie auch immer gearteten Tradition ausruhen, stets war sie mit ihren Seelsorgern vor neue Herausforderungen gestellt.

Der Vortrag stützte sich zu großen Teilen auf die Beiträge eines Ende des Jahres in der Schriftenreihe des Berliner Kirchenbauforums erscheinenden Teilbands zur Geschichte der Gemeinde. Zu diesem wurden zahlreiche Dokumente des Pfarrarchivs erstmals ausgewertet. Es bot sich daher nicht nur ein umfassender Überblick über Aspekte der Berliner Lokalgeschichte, sondern es traten auch beeindruckende Details hervor. So erlaubte der zweite Pfarrer der Gemeinde, Carl Knietsch, in den 1930er Jahren kommunistischen Oppositionellen, Druckerzeugnisse in den Räumlichkeiten des Pfarrhauses herzustellen. Bereits am 3. Mai 1945 erhielt sein Nachfolger vom sowjetischen Kommandanten den überraschenden Auftrag, die Kirche wieder instandzusetzen. Inklusive einer Kostenzusage. Den geschichtlichen Festvortrag verfolgte mit großem Interesse auch der Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, der die Feierlichkeiten am Freitagabend, dem 22. September, mit einem Pontifikalamt eröffnet hatte.

Am darauf folgenden Sonntag feierte die versammelte Gemeinde einen Festgottesdienst unter der Leitung von Weihbischof Dr. Matthias Heinrich. Hierbei waren auch der Lichtenberger Bezirksbürgermeister Michael Grunst und Vertreter der Ökumene zugegen, welche jeweils ein Grußwort an die Gemeinde richteten. Beim anschließenden Kirchweihfest boten Gruppen und Kreise der Gemeinde sowie die Orte kirchlichen Lebens ein buntes Bühnenprogramm. Zahlreiche Familien mit Kindern waren anwesend, eine Hüpfburg sorgte für Unterhaltung bei den Jüngsten. Eine rundum gelungene Jubiläumsfeier.

Der Pfarrer der Gemeinde, Monsignore Winfried Onizazuk, zeigte sich erfreut, dass auch Gemeindeglieder der benachbarten Pfarrei St. Antonius mit der Pfarrkirche St. Pius zum Fest gekommen waren. Beide Pfarreien bilden heute den Pastoralen Raum Friedrichshain-Lichtenberg. Die „weite Entfernung von der St.-Pius-Kirche“, von der in der eingangs erwähnten Stiftungsurkunde die Rede war, wird heute mühelos überbrückt. Wenn auch noch nicht seit 125 Jahren, so gibt es seit gut 90 Jahren eine U-Bahn-Linie unter der Frankfurter Allee. Auch dieses Detail gehört inzwischen zur Lokalgeschichte des ehemaligen Friedrichsbergs, heute Friedrichshains und Lichtenbergs.

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